Kiel-Holtenau: Eine kleine Perle zwischen Kieler Förde und Nord-Ostsee-Kanal
Holtenau ist ein ganz besonderer Stadtteil für uns. Wir bekommen beide schon beim Namen leuchtende Augen und freuen uns auf den nächsten Ausflug dorthin.
Das liegt an vielen kleinen, wunderbaren Dingen: Der Lage direkt am Wasser – eingebettet zwischen Kieler Förde und dem Ende des Nord-Ostsee-Kanals, den häufig dort ankernden, imposanten Segelschiffen, der bezaubernden kleinen Seebadeanstalt, dem quirligen Tiessenkai mit seinem charmanten Schiffercafé, der urigen Hafenwirtschaft und nicht zuletzt der Tatsache, dass es von hier aus nicht mehr weit zum Strand ist.
Die Kanalfähre
Schon die Anreise aus der Kieler City ist ein Highlight, wenn man beschließt, dies mit der Adler I zu tun: Die kostenlose kleine Fähre verbindet die durch den Nord-Ostsee-Kanal (NOK) getrennten Stadtteile Wik und Holtenau miteinander. Unermüdlich setzt das kleine Schiff tagein, tagaus von morgens bis abends Passanten und Radfahrer über, die sich den weiten (und vor allem steilen!) Weg über die Holtenauer Hochbrücke ersparen wollen.
Ich weiß noch wie heute, als ich mit ungefähr 10 Jahren das 1. Mal mit meiner Mama die kleine Fähre bestieg und es gar nicht glauben konnte, dass man für dieses tolle Abenteuer gar nichts bezahlen musste. Das liegt – vereinfacht gesagt – daran, dass der NOK eine künstliche Wasserstraße ist, die gebaut wurde, als die Menschen schon dort wohnten (im Jahr 1895). Wenn man besonderes Glück hat, wird man von Kapitän Richie befördert, der seine Fahrgäste mit einem freundlichen Lächeln begrüsst und manchmal sogar auf der Kapitänsbrücke mitfahren lässt – spannende Geschichten von vorangegangenen Kapitänseinsätzen inklusive.
Wenn du mehr über den Kanal oder die Adler I erfahren möchtest, findet du auf den Seiten der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung nähere Infos.
Der Tiessenkai – mit oder ohne Gastronomie ein Highlight
Während des 1. Lock-downs im Frühling/Sommer 2020 wurden wir Schleswig-Holsteiner – “ausnahmsweise”, würden meine bayrischen Freunde jetzt frötzeln – mit bombastischem Wetter beschenkt. So stand eine Radtour nach Holtenau an ziemlich vielen Sonntagen auf unserer Ausflugsagenda. Anfangs noch etwas traurig darüber, nicht zu Frühstück oder Kaffee im Schiffercafé einkehren zu können, freuten wir uns bald auf unsere regelmäßigen Holtenau-Picknicks mit selbst gemachten (und manchmal auch selbst gekauften) Leckereien. Freundlicherweise hatte eines der Holtenauer Restaurants seine Strandkörbe mit Meerblick für Ausflügler stehen lassen und wir ergattern zu unserer Freude jedes Mal einen Platz mit Meerblick. Lest hier mehr zu unseren Picknick-Ritualen.
Doch auch außerhalb “besinnlicher” Lock down-Zeiten herrscht sogar an sonnigen Sonn- und Feiertagen irgendwie eine entspanntere Stimmung in Holtenau als an anderen Ausflugszielen in Kiel. An solchen Tagen tummeln sich Holtenauer Locals und Besucher am Tiessenkai, beobachten das rege Treiben bei Kaffee und Kuchen oder leckeren Fischbrötchen im Schiffercafé oder gönnen sich ein Eis in der kleinen Außengastronomie der Hafenwirtschaft. Wenn nicht gerade ein imposanter – meist holländischer – Dreimaster den Blick “versperrt”, ist die Aussicht auf NOK und Förde von hier aus einmalig.
Die Seebadeanstalt
Das Allerschönste an Holtenau ist für uns die kleine Seebadeanstalt. Die 1907 eingeweihte Badeanstalt (“Badi” würden meine Schweizer Freunde sagen, aber mit diesem charmanten Begriff kann der Norddeutsche leider wenig anfangen) stand in ihrer Geschichte schon oft vor dem Aus und wird heutzutage vor allem durch das große Engagement der Holtenauer Bürger am Leben gehalten. Danke dafür, liebe Holtenauer! Windgeschützt zu 3 Seiten, fast den ganzen Tag von der Sonne verwöhnt und durch die Sackgassenlage einmalig ruhig herrscht in der Seebadeanstalt Holtenau eine einmalig entspannte Atmosphäre. Gegen eine freiwillige Spende bekommt man einen der zahlreichen Liegestühle und kann sich zur Abkühlung in die Ostsee stürzen. Das Wort “Kleinod” ist keines, das ich normalerweise nutze, aber für die Seebadeanstalt ist es das einzig passende. Geöffnet hat die Seebadeanstalt (Stand Juli 2021) am Wochenende und in den Sommerferien von 11-19 Uhr, in der Woche von 14-19 Uhr.
MFG5
An der “Badi” vorbei weiter Richtung Strand fahren wir mit dem Rad gern über das MFG5. Seit Öffnung des Militärgeländes (MFG = Marinefliegergeschwader) im Jahr 2014 freuen sich Radausflügler und radelnde Strandbesucher über die direke Verbindung der Stadtteile Holtenau und Pries/Friedrichsort – mit Meerblick auf der gesamten Strecke. Ich bin gespannt, was der Stadtentwicklungsplan für Holtenau-Ost, wie das Gebiet jetzt offiziell heißt, bringen wird. Hoffentlich bleibt etwas vom aktuellen MFG5-Flair erhalten. Glatte, ehemalige Flugrollbahnen bringen Inlineskater ins Schwärmen, eine Halfpipe mit der wohl coolsten Aussicht entzückt zahlreiche Skater und nicht zuletzt bieten die zu Flüchtlingsunterkünften umfunktionierten Gebäude auf dem Gelände zahlreichen Menschen Unterschlupf. Nicht zu vergessen die Inszenierungen des Kieler Theaters, die hier vor beeindruckender Kulisse aufgeführt werden: Shakespeares “Was ihr wollt” im Sommer 2018, Schillers “Kabale und Liebe” in 2021.
Die Schleuse
…kann man von der gegenüberliegenden Kanalseite in Kiel-Wik besichtigen. Sie stellt sicher, dass die Nordsee bei Flut die Ostsee nicht zum Überlaufen bringt und Kiel nicht zu Atlantis macht – naja, so ungefähr. Das Thema wurde mir ausführlich im Heimat- und Sachunterricht in der 4. Klasse vermittelt. Verzeih mir, dass ich mich nur noch bruchstückhaft erinnere…. wer mehr wissen will, findet hier Detailinfos.
Ich könnte noch seitenweise über Holtenau schwärmen, doch für heute soll es reichen – denn jetzt werde ich den Ausblick vom Schiffercafé genießen. Dort sitze ich gerade bei herrlichstem Wetter und schreibe diese letzten Zeilen. Vielleicht gibt es ja irgendwann einen Post Holtenau – Part II…